Keine Krankheit kann in einem basischen Milieu existieren.
(Dr. Otto Warburg)
Was hat der Säure-Basen-Haushalt mit der Ernährung bei Rheuma zu tun?
Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist für deinen Stoffwechsel – oder sagen wir lieber für einen intakten – Stoffwechsel unerlässlich. Das Verhältnis von Säuren und Basen in deinem Körper entscheidet darüber, ob deine körpereigenen Proteine funktionstüchtig sind, ob deine Enzyme richtig funktionieren oder wie es um deinen Elektrolythaushalt bestimmt ist. Der pH-Wert in deinem Blut gibt Aufschluss darüber, ob dein Körper übersäuert ist (ob das Verhältnis von Säuren und Basen also zugunsten der Säure ausfällt) und kann in starkem Maße aktiv von dir selbst beeinflusst werden.
Da eine Übersäuerung neben unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Sodbrennen oder Tinnitus auf Dauer auch eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen wie chronische Schmerzen oder Entzündungen, Gicht, Allergien, Muskelverspannungen usw. auslösen kann, ist es mir wichtig, dir auch diesen Aspekt der Ernährung nicht vorzuenthalten.
Basiswissen
Vielleicht geht es dir wie mir und du bist nicht mehr ganz so firm in den biochemischen Grundlagen. Daher hier noch einmal im Schnellverfahren ein paar erläuternde Worte:
Alle gasförmigen, flüssigen und festen Stoffe, inklusive dir selbst und der Nahrung die du zu dir nimmst, bestehen aus Atomen.
Ein Atom
besteht aus
Kern:
Positiv geladene Protonen (grün)
Neutrale Neutronen (rot)
Mantel:
Negativ geladene Elektronen (grau)
Das Verhältnis von negativen Elektronen (grau) zu positiven Protonen (grün) entscheidet darüber, ob das Atom selbst oder das Molekül (mind. zwei verbundene Atome) als Ganzes eine Base oder eine Säure bildet:
Base
Mehr negativ geladene Elektronen (grau) wie Protonen = Elektronenüberschuss = Negativ geladenes Ion . Die Base reagiert in Wasser zu Hydroxid-Ion OH- und kann Säure neutralisieren.
Als bedeutende Energiequelle wichtig für den gesamten Organismus (Aktivierung von Zellfunktionen, Anregung des Stoffwechsels, vermehrtes Ausscheiden von Giftstoffen)
Säure
Weniger Elektronen wie positive Protonen (gün) = Elektronenmangel = Positiv geladenes Ion . Die Säure reagiert in Wasser zu Proton H+. Je mehr Protonen, umso saurer wird die Lösung.
Haben in Überzahl negative Auswirkung auf den Organismus, indem sie Stoffwechselvorgänge hemmen und langfristig (oft zeitlich nachgelagerte) chronische Beschwerden auslösen können.
Der pH-Wert
Der pH Wert spiegelt den Säureanteil in Form von Protonen pro Liter Flüssigkeit wider (Range: pH 1-14, je höher umso saurer). Der ideale pH-Wert im Blut des Menschen liegt zwischen 7,37 und 7,45. Zugegeben – das ist kein wirklich großer Bereich. Davon abweichende Werte bedeuten:
pH-Wert im Blut > 7,5 = Basenüberschuss (Alkalose)
pH-Wert im Blut < 7,35 = Säureüberschuss (Azidose)
Aufnahme von Säuren und Basen
Ein gesunder Mensch nimmt über eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ausreichend basische Lebensmittel auf, die durch ihre säurebindende Eigenschaft zu einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt beitragen.
Basische Lebensmittel haben einen hohen Anteil an Kalium, Kalzium, Magnesium und Natrium: Gemüse (Ausnahmen: Spargel, Artischocken, Rosenkohl), Obst, Kräuter, Pilze, Keimlinge, Samen und Kerne, die meisten Nüsse.
Dem entgegen stehen die Säure bildenden Lebensmittel: Fleisch, Fisch, Milch und Eier, Getreide, Zucker, Hülsenfrüchte, Kaffe, Tee, Softdrinks.
Eine Säure-lastige Ernährung mit viel Fast-Food oder industriell verarbeiteten Lebensmitteln trägt also einen Großteil zur Übersäuerung deines Körpers bei. Darüber hinaus können aber auch viele andere Faktoren wie zu wenig Flüssigkeitszufuhr, psychische Belastung, gestörte Darmflora, Funktionsstörungen, oxidativer Stress oder chronische Erkrankungen eine Rolle spielen.
Körpereigene Neutralisation
Grundsätzlich ist dein Körper in der Lage, Säure über ein ausgeklügeltes System selbst zu neutralisieren. Dazu werden 24/7 unterschiedlichste Organe herangezogen:
- Leber: Verstoffwechslung der Nahrung und Ausscheiden des entstehenden Ammoniaks per Harnstoff
- Nieren: Ausscheiden über den Urin
- Lunge: Abatmen (Kohlendioxid)
- Herz: Ausschwitzen
- Darm: Ausschütten von basischem Bauchspeicheldrüsensekret und ausscheiden
Chronische Übersäuerung
Bei einer chronischen Übersäuerung schafft dein Körper es irgendwann einfach nicht mehr, die Säure ausreichend zu neutralisieren. Wenn er das merkt, greift er zu einem letzten Trick und lagert die Säure, die er nicht ausscheiden kann, in deinem Bindegewebe, den Muskeln und Gelenken ab. Neben vielen unspezifischen Symptomen, allem voran Abgeschlagenheit und fehlende Energie, können aber auch ernstzunehmende Erkrankungen wie Allergien, Durchblutungsstörungen, Firbomyalgie, Osteoporose, chronische Entzündungen u.v.m. folgen.
Wie stelle ich eine Übersäuerung fest?
Natürlich kannst du mit deinem Arzt sprechen und deinen pH-Wert von ihm prüfen lassen. Allerdings gibt es auch gute, zuverlässige pH-Teststreifen für zu Hause, die den pH-Wert über den Urin messen. Am besten nutzt du an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen, mehrfach täglich (aber immer zur gleichen Uhrzeit) einen Teststreifen und vergleichst ihn mit der der Packung beiliegenden Farbskala.
Ein einmaliger Test ist nicht so richtig aussagekräftig, da der pH-Wert schwankt:
Der pH-Wert im Urin ist morgens leicht sauer (pH 6,5 – pH 6,8), mittags neutral (pH 7) abends leicht basisch (pH > 7)
Was tun bei Übersäuerung?
Versuche, möglichst viele basische Lebensmittel zu nutzen, um deinem Körper mehr Säure-neutralisierende Basen an die Hand zu geben. Du findest im Internet viele Seiten, die Listen mit basischen Lebensmitteln zur Verfügung stellen (unter anderem hier: pdf-Tabelle Basische Lebensmittel, Zentrum der Gesundheit). Trinke viel stilles Wasser und versuche (eigentlich grundsätzlich, aber in diesem Kontext im Besonderen) auf Fertiggerichte und zu stark verarbeitete Lebensmittel sowie Fast Food zu verzichten.
Du kannst auch eine Intensivkur mit basischen Mineralstoffen versuchen. Allerdings rate ich dringend von eigenmächtigen Experimenten in diese Richtung ab und empfehle dir, dazu mit deinem Arzt zu sprechen.
Wenn du eine Badewanne besitzt, kannst du auch basische Bäder ausprobieren. Diese äußerliche Anwendung kurbelt das Ausscheiden von gespeicherter Säure (insbesondere in deinem Bindegewebe) über die Haut an.
Viel Spaß beim Stöbern, deine