Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.
(Johann Wolfgang v. Goethe)
Die individuelle Ernährung bei Rheuma
Genauso wenig, wie ich mich meiner Krankheit unterordnen wollte, möchte ich mich einer bestimmten Ernährungsform mit vordefinierten Regeln unterwerfen. Das bedeutet konkret: Ich ernähre mich weder zu 100% vegan, noch vegetarisch oder katogen. Ich habe keine Gluten- oder Laktoseintoleranz, verzichte also weder komplett auf das Eine noch auf das Andere, und verbiete mir auch nicht vollumfänglich den Verzehr von Zucker. Ich habe mir die Freiheit genommen, aus allen Ernährungsformen das (für mich) Beste herauszupicken und auf die Bedürfnisse meines Körpers anzupassen.
Wenn du dich mit diesem Thema auseinandersetzt, wirst auch du der für dich optimalen Ernährung bei Rheuma auf die Spur kommen!
Step by Step
Natürlich hat es ein wenig gedauert, bis ich all diesen „Triggern“ auf die Spur gekommen bin. Und ich möchte auch ganz klar stellen, dass ich nicht alle Sachen auf einmal umgesetzt habe!
Wenn du also mit dem Gedanken spielst, in deiner Ernährung etwas zu verändern, setze dich bitte nicht unter Druck! Du hast alle Zeit der Welt, deine Ernährung nach und nach so anzupassen, dass du für dich und deinen Körper das Beste dabei herausholen kannst. Dabei reagiert auch jeder Organismus anders. Nur, weil bei mir zum Beispiel Weichweizen der größte Entzündungstrigger ist, heißt das nicht, dass das zwingend bei jedem – oder speziell bei dir – so sein muss.
Ein weiterer Vorteil, wenn du Schritt für Schritt vorgehst: Du kannst ganz klar sagen, ob ein konkreter Bestandteil eines Lebensmittels Auswirkungen auf dich und deinen Gesundheitszustand hat – oder nicht. Zugegeben, das erfordert eine gewisse Konsequenz. Aber ich fand es wesentlich leichter, mich zum Beispiel im ersten Schnitt mit Getreide auseinander zu setzen und komplett auf Gluten zu verzichten, statt gleichzeitig an allen Fronten zu kämpfen und zu versuchen, von heute auf morgen parallel auch ohne Zucker, ohne Milch, ohne verarbeitete Lebensmittel etc. zu leben. Ohne zu wissen, ob – und wenn ja was – genau am Ende was bewirkt.
Als ich gemerkt habe, dass es mir ohne glutenhaltige Produkte deutlich besser geht, habe ich angefangen, die glutenhaltigen Getreideformen auszutesten. Hafer, Urkorn, Dinkel usw. haben bei mir keinen Schub ausgelöst. Dann kam Weichweizen. Und der Feind war enttarnt. Allerdings habe ich vorher überprüfen lassen, ob ich auch wirklich keine „echte“ Glutenintoleranz habe. Denn (und das ist wirklich wichtig zu wissen!): Auch ohne unmittelbare Symptome nach Glutenverzehr, kann es sein, dass du eine echte Intoleranz hast. Und die verursacht vielleicht aktuell keine Beschwerden – kann aber still und leise in deinem Darm ziemlich viel kaputt machen. Also auch hier die Bitte: Sprich mit dem Arzt deines Vertrauens und lass eine mögliche Intoleranz abklären, wenn du den Verdacht hast.
Sieh´das Positive
Irgendwie hat das auch was von umgekehrter Psychologie: Plötzlich stand ich nicht vor einem Haufen verbotener Lebensmittel – sondern fand immer mehr Lebensmittel, die ich vertrage und die darüber hinaus auch noch gut für mich und meine Gesundheit sind!
Davon angefixt ging es weiter zu den vielen vielen anderen möglichen Ansatzpunkten in meiner Ernährung. Statt dem physischen und psychischen Stress ausgesetzt zu sein, auf „alles“ verzichten zu müssen, war ich plötzlich voller Begeisterung und Elan dabei, herauszufinden, was mir alles gut tut – und warum.
Wissen ist Macht
Nicht nur, weil das Verständnis von Zusammenhängen einem die Augen öffnet, was da überhaupt im Körper passiert. Es gibt auch noch einen weiteren, erstaunlichen Effekt: Da ich heute WEISS, warum ich Weichweizen nicht vertrage, habe ich überhaupt kein Problem mehr damit, am Bäcker vorbei zu gehen oder beim Italiener eben nicht die Spaghetti Aglio et Olio zu bestellen. Da ich heute WEISS, was in meinem Körper passiert, wenn ich Industriezucker esse, sind verarbeitete Lebensmittel für mich noch nicht mal den Hauch einer Versuchung wert. Und da ich heute WEISS, was in meinem Körper passiert, wenn ich Fleisch und Geflügel esse, ist es ok, wenn ich mir nur selten – dafür aber umso bewusster – etwas davon gönne. Zugegeben kommen tierische Produkte mittlerweile kaum noch in meiner Ernährung vor – aber das war ein schleichender, fast unmerklicher Prozess.
Was ich damit sagen will: Auch hier geht es nicht um das sture Befolgen von Regeln oder Verboten. Ich WEISS, wie mein Körper auf die verschiedenen Bestandteile meiner Ernährung reagiert. Daher kann ich eigenverantwortlich entscheiden, wie ich damit umgehe. Es liegt in meiner Hand, in meiner MACHT, die Entzündungsvorgänge in meinem Körper zu beeinflussen. Und das ist ein tolles Gefühl! Ich bin der Krankheit nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann aktiv meinen Teil dazu beitragen, meinen Körper bestmöglich zu unterstützen.
Gönn dir!
Damit kommen wir zum letzten Punkt meiner Reise: Über allem steht: Die Dosis macht das Gift! Es wäre vollkommen übergeschnappt zu glauben (oder zu behaupten), ich würde oder könnte mich 24/7 so ernähren, wie ich es hier beschreibe. Ich möchte mich nicht selbst kasteien – sondern mir etwas Gutes tun. Und wenn ich mit meinem Mann spazieren gehe und wir an unserer Lieblingseisdiele vorbeikommen, esse ich natürlich auch ein Eis. 2 Kugeln – nicht nur eine. Weil es meinem Kopf gut tut, meiner Seele. Erhebt ruhig den mahnenden Finger (Tzzz – Zucker pur!). Aber lasst euch gesagt sein: So lange ich diese Entscheidungen bewusst treffe, ich den Moment genießen möchte – dann ist das absolut ok! Und ich möchte dir sagen; Lass dir bloß nichts anderes einreden!
Um es mal wie Alfred Henschke auszudrücken:
„Menschlich ist es, Sünden zu begehen. Aber teuflisch, in der Sünde zu verharren.“
Sündige auch mal, schlag über die Strenge – umso erfüllender ist das Gefühl, wieder zu alten Gewohnheiten zurück zu kehren. Denn das sollte das oberste Ziel für dich sein: Etabliere neue Gewohnheiten. Gewohnheiten sind keine Regeln, keine Vorgaben – sondern sie gehen organisch in dein Verhalten über, ohne dass du bewusst darüber entscheiden musst. Und plötzlich ist eine entzündungshemmende Ernährung gar keine Belastung mehr, sondern so etwas wie ein Geschenk!
Dieser Teil ist wirklich umfangreich! Vielleicht macht es also Sinn, dass du dir die Seite in deinen Favoriten speicherst oder mit einem Lesezeichen markierst, um sie im Schnellzugriff zu haben. So kannst du in Ruhe einen Teil nach dem anderen durchstöbern – oder noch mal schnell etwas Bestimmtes nachlesen.
In jedem Fall hoffe ich, dass ich dir hier ein paar Impulse mitgeben kann und wünsche dir viel Spaß beim Stöbern, deine