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(Gudrun Zydek)
Welche Rolle spielt Zucker in der Ernährung bei Rheuma genau?
Für mich persönlich wichtig war die Erkenntnis, dass zu viel / der falsche Zucker nicht nur zu Diabetes oder Insulinresistenz führen kann, sondern den dauerhaften Anstieg von CRP und damit eine chronische Entzündungsreaktion auslösen kann. Zudem bringt er das Gleichgewicht der Darmflora durcheinander. Diese beherbergt aber 70% unseres Immunsystems. Bei Vorliegen einer Autoimmunerkrankung wie Rheuma ist also eine zusätzliche Schwächung des Immunsystems nicht unbedingt so prickelnd.
Starten wir aber erst mal mit der grundlegenden Frage:
Was ist Zucker?
Der Zucker, den wir verzehren können, unterscheidet sich in Zweifach- und Mehrfachzucker. Die Unterschiede liegen in der Zusammensetzung der enthaltenen Einfachzucker.
Einfachzucker sind Glukose (1 Legostein) und Fruktose (1 Legostein). Zusammen (2 zusammen gesteckte Legosteine) ergeben sie Zweifachzucker, den wir als unseren Tafelzucker kennen.
Mehrfachzucker wiederum besteht aus mehreren Gukosemolekülen (ein großer Legoturm aus vielen Legosteinen) und kommt in Kohlenhydraten und Stärke vor. Deswegen schmeckt die rohe Kartoffel zum Beispiel auch süß, wenn du lange auf ihr herum kaust: Die im Speichel enthaltenen Enzyme spalten den Mehrfachzucker (Legoturm) wieder in seine Bestandteile (einzelne Legosteine) auf.
Warum ist die Unterscheidung so wichtig?
Für unseren Körper macht es nicht nur einen Unterschied, wie viel Zucker wir verzehren, sondern auch, welche Art. Während wir Zucker grundsätzlich als wesentlichen Energielieferanten brauchen, bergen die unterschiedlichen Zuckerarten unterschiedliche toxische Potenziale. Das liegt insbesondere daran, ob der Zucker mit oder ohne Ballaststoffen und Mineralien in unseren Blutkreislauf gelangt.
Glukose
Grundsätzlich hat Zucker die Aufgabe, die Organe, Muskeln und Nervenzellen in unserem Körper mit ausreichend Energie zu versorgen. Die Glukose geht im Dünndarm ins Blut über (die Menge an Glukose im Blut bestimmt den Blutzuckerspiegel) und trifft dort auf Insulin. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und transportiert die Glukose dahin, wo sie gerade gebraucht wird. Nicht genutzte, also überschüssige Glukose, landet in der Leber, wo sie als Glycogen gespeichert wird und auf Abruf bereit steht. Wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig wird, wandelt Magnesium das Glycogen wieder in Glukose um und die Bauchspeicheldrüse schickt Glycagon, das den Abtransport in Muskeln, Organe und Nervenzellen übernimmt.
Fruktose
Fruktose kommt in falst allen Obst- und Gemüsesorten vor und ist in etwa doppelt so süß wie Glukose – bei gleicher Kaloriendichte. Das eklärt dann auch direkt, warum du Fruktose oft als Süßungsmittel in industriell verarbeiteten Lebensmitteln, vor allem aber auch in Diät- und Light Produkten findest. Gerade Letzteres ist doppelt fatal: Fruktose wird nämlich von deinem Körper nicht direkt zur Energiegewinnung genutzt. Er wandelt Fruktose in Glukose um. Wenn die Leber aber keinen Platz mehr hat, verwehrt sie den dauerhaften Aufenthalt, Fett wird eingelagert – und die Fruktose landet als Fettmolekül wieder im Blutkreislauf. Dort erhöht sie dann deine Blutfettwerte.
Macht Obst dann also dick?
Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen natürlicher Fruktose in Obst und Gemüse – und der Fruktose als Süßstoff in zum Beispiel süßen Softdrinks: Die Fruktose im Obst und Gemüse kommt mit vielen Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen und anderen Nährstoffen in deinem Körper an. Was grundsätzlich immer einem industriellen Lebensmittel vorzuziehen ist. Dein Körper kommt mit der Fruktose aus Obst und Gemüse wunderbar klar und kann sie ohne Probleme verstoffwechseln. Auf die Mengen künstlich zugefügter Fruktose aus Süßungsmitteln wie Glukosesirup, Maissirup, Isoglukose und Co. ist er schlicht nicht vorbereitet, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Die Bedeutung von zu viel Zucker für deinen Körper
Unabhängig von der Zuckerart hat der Verzehr von dauerhaft zu viel Zucker verschiedene Auswirkungen:
Zum Einen die Offensichtlichste: Die Leber ist als Speichermedium in ihrer Lagerfläche durchaus begrenzt. Auch, wenn sie anschwillt um mehr Zucker aufnehmen zu können, wird die als Glycogen gespeicherte Glukose aus- und in Bauch, Beine, Po eingelagert.
Nicht so offensichtlich ist die Tatsache, dass eine um neue Lagerflächen erweiterte, geschwollene Leber nicht mehr in der Lage ist, vollumfänglich ihren eigentlichen Aufgaben nachzukommen: Der Eliminierung von Schad- und Giftstoffen. Der Körper ist anfälliger für Infektionskrankheiten, da das Immunsystem in der Folge nicht mehr fähig ist, den Körper angemessen zu schützen.
Zu guter Letzt führt zu viel oder zu oft konsumierter Zucker zu einem chronisch erhöhten Insulinspiegel (die Bauchspeicheldrüse arbeitet im Akkord, und pumpt dauerhaft Insulin ins Blut, um die Glukose abzutransportieren). Diese Stresssituation steht, um die Sache abzukürzen, in direktem Zusammenhang mit einem erhöhten Entzündungswert (CRP). Ein chronisch erhöhter Insulinspiegel wirkt also entzündungsfördernd und begünstigt dadurch das Entstehen chronischer Krankheiten.
Die Bedeutung von Industriezucker für deinen Körper
Während der Zucker aus Obst, Gemüse oder komplexen Kohlenhydraten (z.B. Haferflocken) mit vielen Ballaststoffen, Mineralien und Vitaminen in unserem Stoffwechsel landet, kommt die komprimierte Glukose aus Industriezucker oder Weißmehl trostlos und vitalstoff-frei daher. Zucker bleibt Zucker – unterm Strich ist zu viel davon nie gut, egal ob „natürlicher“ oder industrieller Zucker. Aber beim industriellen Zucker kommt das Problem dazu, dass er ungehindert und in einem Affenzahn ins Blut übergeht. Während zum Beispiel die mitgelieferten Ballaststoffe beim Verzehr einer Banane auch wie Ballast wirken und dafür sorgen, dass Glukose und Fruktose (siehe oben) langsam und gesittet ins Blut übergehen, glänzen diese Ordnungshüter bei industriellem Zucker und solchem aus isolierten Kohlenhydraten (z.B. Stärke und Zuchteiweiß aus überzüchtetem Getreide) durch Abwesenheit. Und was passiert wenn keiner hinschaut? Genau; alle Glukosemoleküle wollen (und kommen) gleichzeitig ins Blut und lösen damit eine regelrechte Kettenreaktion aus:
Da der Blutzuckerspiegel schlagartig ansteigt, gerät die Bauchspeicheldrüse in Panik und produziert wild drauf los. In der Folge landet viel zu viel Glukose in der Leber und durch die panische Überproduktion von Insulin sinkt der Blutzuckerspiegel innerhalb kürzester Zeit unter seinen Ausgangswert. Nun ist Panik angesagt. Der normale Rücktransport via Glycagon aus der Bauchspeicheldrüse dauert zu lange. Daher schickt die Nierennebenrinde ihre Allzweckwaffe Adrenalin, die im Eilverfahren wieder Glukose in Muskeln, Organe & Co. transportieren will.
Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel wieder an – und die Bauchspeicheldrüse startet erneut mit dem Ausschütten von Insulin und der ganze Spaß geht von vorne los.
Was passiert in deinem Körper, wenn du Zucker isst?
Das passiert, wenn du „gesunden“ Zucker zu dir nimmst:
Und das, wenn du (zu viel) Industriezucker verzehrst:
Ich hoffe, du konntest hier einige Informationen über Zucker für dich mitnehmen. Bleib gesund, deine