Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.
(Winston Churchill)
Tierische Produkte in meiner Ernährung bei Rheuma
Die ersten Suchergebnisse zum Thema „Ernährung bei Rheuma“ werden bei dir vermutlich zum Ergebnis gehabt haben, dass du auf tierische Produkte verzichten und vegan, zumindest aber vegetarisch leben sollst. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen: Fleisch, Wurst, Milchprodukte und Eier stecken voller Arachidonsäure, die über Botenstoffe Entzündungen fördert und zu Schwellungen und Schmerzen in deinen Gelenken führt. Wie sehr sich der Konsum tierischer Produkte auf deine Gesundheit bzw. deine Krankheitsaktivität auswirkt, kannst du ganz leicht herausfinden, indem du versuchst, für 4 Wochen vegan zu leben – oder versuchsweise deinen Fleischkonsum drastisch reduzierst.
Über meinen Weg
Ich persönlich bin ja (wie du vielleicht schon gemerkt hast) kein Freund von verallgemeinernden Verboten, die stur befolgt werden sollen, ohne das mir die Auswirkungen auf meinen eigenen, höchst individuellen Organismus klar sind. Um also zu verstehen, warum mein Körper wie auf welche tierischen Produkte reagiert, habe ich zahllose Studien gelesen, Reportagen angesehen, Fachliteratur gewälzt und versucht, mir ein eigenes Bild zu machen. Daraus hat sich meine persönliche Meinung und mein Umgang mit tierischen Produkten entwickelt. Ich möchte also noch einmal ganz deutlich klar stellen, dass ich dich hier auf meinen persönlichen Weg mitnehme – welcher Weg für dich der Optimale ist, kannst nur du herausfinden.
Zwischenzeitlich ernähre ich mich hauptsächlich pflanzenbasiert. Der Weg dorthin war aber ein schleichender Prozess. Ich bin nicht eines morgens aufgewacht und habe entschlossen, mich jetzt vegan zu ernähren. Tierische Produkte kommen in meiner Ernährung bei Rheuma also eigentlich nicht mehr vor. Allerdings musst du nicht auch komplett darauf verzichten (mal davon abgesehen, dass du sowieso gar nichts musst).
It´s up to you!
Ich möchte dir gerne zeigen, dass ich lange Zeit als Flexitarier sehr gut unterwegs war! Mein Umgang mit tierischen Produkten veränderte sich natürlich im Laufe der Zeit. Aber hier kannst du nachlesen, wie mein Konsum von Fisch, Fleisch, Ei & Co. in meiner Ernährung bei Rheuma aussah – und welche Auswirkungen diese Lebensmittel auf meine Krankheitsaktivität hatten.
Übrigens: Auch heute essen wir hin und wieder Fleisch oder eine Lasagne mit echtem Käse. Wie gesagt: Für Dogmen und Verbote ist in meiner Ernährung bei Rheuma kein Platz.
Fleisch, Fisch und Geflügel
Ich habe für mich herausgefunden, dass mein Körper mit einer fleischhaltigen Mahlzeit pro Woche durchaus zurechtkommt, wenn ich ihm die notwendigen Verteidigungsmechanismen mit an die Hand gebe und für eine möglichst gute Ausgangssituation sorge. Das bedeutet, dass ich über meine Ernährung grundsätzlich möglichst viele entzündungshemmende Lebensmittel zu mir nehme um den Grundstock an Antioxidantien möglichst hoch zu halten.
Zusätzlich nehme ich täglich eine Fischöl-Kapsel mit Omega-3 Fettsäure ein, die als Gegenspieler der Arachidonsäure fungiert und deren schädliche Wirkung hemmt (schau mal hier zum Thema Nahrungsergänzung).
Allerdings achte ich grundsätzlich darauf, dass das Fleisch bzw. Geflügel Bio-Qualität hat und aus bestmöglicher Haltung kommt. Die Herkunft deines Fleisches bestimmt nämlich maßgeblich die nahrungsmittelbedingten Inhaltsstoffe (insbesondere hinsichtlich Antibiotika, Medikamenten oder Hormonen – die nicht nur über das eventuell nicht ganz naturbelassene Futter sondern auch über wachstumsfördernde Stoffe in dein Essen gelangen) sowie die Nährstoffe (Anteile ungesättigter Fettsäuren, Mineralstoffen und Antioxidantien). Nicht zuletzt wirkt sich auch der Stress (und der einhergehende Adrenalinausstoß) dem das Tier ausgesetzt war auf die Fleischqualität aus.
Darüber hinaus versuche ich regelmäßig Fisch zu essen – gebe aber zu, dass mir das nicht so oft gelingt, wie ich es gerne hätte. Ich bevorzuge dabei Wildsachs und Thunfisch. Beide sind reich an Omega 3-Fettsäure und liefern eine Menge an Mineralstoffen und Vitaminen.
Milchprodukte
Auch in Milch ist Arachidonsäure enthalten, die sich negativ auf deine Entzündungen auswirken kann. Ich persönlich habe den Konsum von Milchprodukten jedoch nicht ausschließlich deswegen reduziert, sondern bin bei meiner Recherche zu diesem Thema auf einige Punkte gestoßen, die mich grundsätzlich sehr zum Nach- und insbesondere Umdenken bewegt haben.
Ist Milch gesundheitsschädlich?
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen es schick geworden ist, Milchersatzprodukte wie Mandel-, Hafer- oder Sojamilch zu verwenden, werden immer mehr Stimmen laut, die der Kuh- oder Ziegenmilch gesundheitsschädliche Bestandteile nachsagen.
Ich habe nun wirklich viel zu diesem Thema gelesen und bin auf derart widersprüchliche Aussagen getroffen, dass ich keine These wirklich bestätigen oder widerlegen kann. Ob das enthaltene Wachstumshormon IGF-1 nun wirklich zu vermehrter Zellteilung und damit zu einem höheren Krebsrisiko führt oder ob das Gegenteil der Fall ist und ein hoher Milchkonsum durch den damit einhergehend hohen Kalziumspiegel vor Darmkrebs schützt können noch nicht mal die Leute sagen, die sich damit auskennen und als Experten auf dem Gebiet gelten. Es gibt daher auch keine offiziellen Empfehlungen, auf Milch zu verzichten, da es maximal einzelne Verdachtsmomente auf einen potenziell negativen Einflussfaktor, aber auf keinen Fall ausreichende Hinweise auf Milch als tatsächliche Krankheitsursache gibt.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass umso mehr Arachidonsäure in der Milch enthalten ist, je fettreicher sie ist.
Woher kommt die Milch?
Auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen: Die Zeiten, in denen Kühe auf grünen Wiesen wiederkäuend auf der Weide liegen und ihren Kälbern beim Toben zusehen sind vorbei. Die heutigen Kühe sind regelrechte Hochleistungskühe, die bis zu 10.000 Liter Milch im Jahr geben. Der jährliche Umsatz in der Milchverarbeitung in Deutschland von 27,9 Milliarden Euro (2019) kommt ja nicht von ungefähr. Hinter dem Umsatz stehen 33 Millionen Tonnen produzierte Milch (2019).
Damit die Turbokühe überhaupt in der Lage sind, so viel Milch zu produzieren, werden Sie mit Zusatzfutter (enthält (Soja-) Eiweiße und Fett), Medikamenten und Hormonen getuned. Wen wundert es da, dass in unserer Milch plötzlich Pestizid- und Hormonrückstände auftauchen, die dort eigentlich nichts verloren haben und Gott weiß was in unserem Körper veranstalten.
Biomilch ist eine gute Alternative, wenn du nicht auf „echte“ Milch verzichten willst. Wie bei allen Bioprodukten unterliegt auch die Produktion von Biomilch wesentlich strengeren Auflagen, ist nachhaltiger und berücksichtigt eine artgerechte Haltung. Durch das Futter gelangen keine künstlichen Rückstände in die Milch.
Milchalternativen
Die Tatsache, dass Milch aufgrund ihrer enthaltenen Arachidonsäure nicht gerade förderlich für meine chronisch-entzündliche Erkrankung ist und die Erkenntnis, dass der Mensch das einzige Lebewesen ist, das Muttermilch konsumiert, nachdem es selbst abgestillt wurde (und dann auch noch von einer anderen Spezies) haben mich dann dazu bewegt, mich nach geeigneten Milchalternativen umszusehen.
An dieser Stelle muss ich noch schnell anmerken, dass die Bezeichnung „Milch“ seit 1987 für die Vermarktung von durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnene Erzeugnisse geschützt ist. Daher müssen Hersteller von Milchalternativen den Begriff „Drink“ o.ä. verwenden – ich nutze hier jedoch den Begriff „Milch“ synonym für alle tierischen und pflanzlichen Produkte.
Wichtig ist zu wissen: Pflanzliche Milch ist nicht automatisch gesünder. Jede Alternative kann mit individuellen Inhalts- und Nährstoffen aufwarten und hinterlässt unterschiedliche ökobilanzielle Fußabdrücke. Meine zwei persönlichen Favoriten sind:
Käse, Quark und Co.
Im Darm sitzen ca. 70% deines Immunsystems. Da nicht nur Medikamente sondern auch chronische Entzündungen die Darmflora nachhaltig stören, habe ich den Konsum von probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt, Käse, Quark oder Buttermilch zwar eingeschränkt, aber nicht eingestellt. Probiotika sind besonders robuste Kulturen, die als Milchsäurebakterien die Magensäure überleben und im Darm nach dem Rechten schauen. Da jeder Mensch in unterschiedlichem Maß von probiotischen Kulturen profitiert, solltest du genau darauf achten, wie dein Körper auf diese Lebensmittel reagiert und in welchem Verhältnis die positiven Auswirkungen von Probiotika zu den negativen Folgen von Arachidonsäure stehen.
Eier
Eier sind mit 210 mg Arachidonsäure pro 100 g Eigelb auf den ersten Blick wahre Entzündungsgaranten. Die allgemeinen Ernährungsempfehlungen variieren zwischen einem strickten Ei-Verbot und maximal 4 Eigelb in der Woche. Ich persönlich esse gerne mal ein Ei und habe damit überhaupt keine Probleme. Das mag daran liegen, dass ich mich grundsätzlich sehr Arachidonsäure-arm ernähre und, wie oben schon erwähnt, alles tue, um meinem Körper das nötige Rüstzeug für eine Abwehr der fiesen Arachidonsäure an die Hand zu geben. Am besten achtest du ganz genau auf deinen Körper, wenn du das nächste Mal ein Ei isst. Wenn du hinhörst, wird er dir zu verstehen geben, ob du besser auf das nächste Ei verzichten solltest, oder nicht.
Der Vollständigkeit halber auch hier noch mal der Hinweis, dass du beim Kauf von Eiern auf die Herkunft achten solltest, um die bestmögliche Qualität durch optimale Tierhaltung zu gewährleisten.
Ich freue mich, wenn du ein Stück mit mir gehst und ich meine Erfahrungen mit dir teilen kann. Vergiss dabei aber bitte nicht, auf deinen eigenen Körper zu achten. Deine