Besser als ein guter Wille, wirkt manchmal eine gute Pille.
(Wilhelm Busch)
Ist Nahrungsergänzung bei Rheuma sinnvoll?
Von Haus aus hat der Rheumatiker einen ca. 20% höheren Nährstoffbedarf. Da ich das weiß, ernähre ich mich möglichst vollwertig und versuche, auf leere Kohlenhydrate so gut es geht zu verzichten. Viel Obst und Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sind „meine Medizin“.
Es gibt aber auch bei mir Zeiten, in denen ich nicht dazu komme, meiner Ernährung den Stellenwert einzuräumen, den sie grundsätzlich haben sollte. Es gibt immer mal wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich nicht die Muse oder Zeit habe, jeden Tag frisch und ausgewogen zu kochen. In denen ich beruflichen oder privaten Stresssituationen ausgesetzt bin oder vielleicht eine emotional und mental harte Zeit durchmache. Egal wie gefestigt ich auch bin – ich kann mich definitiv nicht davon freisprechen, ernährungstechnisch immer optimal aufgestellt zu sein.
Nährstoffe, die ich grundsätzlich supplementiere
Vitamin D
Vitamin D produziert dein Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst und ist über Ernährung kaum aufzunehmen. Dabei ist Vitamin D wesentlich für die Aufnahme von Kalzium und Phosphat im Darm und damit für den Knochenaufbau und das Immunsystem verantwortlich. Neben Krankheiten wie Depression oder Atemwegserkrankungen stehen insbesondere Autoimmunerkrankungen wie Rheuma im direkten Zusammenhang mit einem Vitamin D-Mangel. Dieser stellt bei Menschen mit einer rheumatischen Grunderkrankung sogar eher die Regel, statt eine Ausnahme dar und steht in Korrelation mit der Krankheitsaktivität. Während ein ausreichend hoher Vitamin D-Spiegel im Blut schadhafte Autoimmunreaktionen unterdrücken kann, reagieren Immunzellen bei einer Konzentration unter 30 ng/ml deutlich stärker. Das macht deinen Körper anfälliger für Krankheiten mit chronischer Entzündung – oder befeuert bereits bestehende Entzündungen. Im Umkehrschluss aktiviert Vitamin D ein Gen, das die Produktion von entsprechenden Botenstoffen reduziert und damit die Stärke einer Entzündungsreaktion wesentlich abfangen kann.
Die Höhe der für dich idealen Dosis Vitamin D solltest du in jedem Fall mit deinem Arzt besprechen!
…in Kombination mit Vitamin K
Vitamin K unterstützt deinen Körper in erster Linie bei der Blutgerinnung, in dem es bei der Bildung von Blutgerinnungsfaktoren beteiligt ist. Außerdem trägt Vitamin K (als Provitamin für Vitamin D) auch wesentlich zum Knochenstoffwechsel, der Knochenbildung und –festigkeit bei, indem es dabei hilft, Kalzium in deine Knochensubstanz einzubauen und Kalkablagerungen verhindert. Vitamin K reguliert die Zell- und Reparaturprozesse in deinem Körper und steht darüber hinaus unter Verdacht, die Vermehrung schadhafter, entzündeter Zellen in der Gelenkschmiere zu verhindern.
Zusätzlich Omega 3
Die mehrfach ungesättigte Fettsäure zählt zu den essenziellen Fettsäuren, da dein Körper sie nicht selbst herstellen kann. Omega 3 kommt hochkonzentriert in Fisch wie Thunfisch oder Lachs, Algen sowie in Leinöl vor.
Omega 3 hat viele positive Eigenschaften. So hat sie einen positiven Einfluss auf dein Blutfettwerte, wirkt cholesterin- und blutdrucksenkend, durchblutungsfördernd und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Für mich als Rheumakteur ist Omega 3 aber insbesondere wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung interessant: Die Fettsäure ist der direkte Gegenspieler von Arachidonsäure indem sie diese verdrängt und so direkten Einfluss auf ihre potenziell schädliche Wirkung nehmen kann.
Um meinen Bedarf zu decken, nehme ich jeden Tag eine Kapsel mit 300 mg Omega 3 Fettsäure.
Weitere kritische Nährstoffe
Vitamine
Vitamin C: Das wohl bekannteste Vitamin erfüllt direkt eine ganze Palette an Aufgaben und hat Einfluss auf dein Immunsystem, den Stoffwechsel (insb. den Aufbau von Bindegewebe, Knochen und Knorpel mittels Kollagen),verbessert die Eisenaufnahme, wird für die Adrenalinbildung gebraucht und ist ein wesentliches Antioxidans. Wirkt also entzündungshemmend und kann nicht nur dabei helfen den oxidativen Stress in deinem Körper etwas einzudämmen, sondern steht auch im Verdacht, Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis vorzubeugen. Da Vitamin C Bestandteil von Enzymen ist, die Kollagene stabilisieren, kann es dir dabei helfen, die Schäden von chronisch-entzündlichen Erkrankungen in deinen Gelenken zu begrenzen.
Vitamin E: Ist der Fänger von freien Radikalen und wirkt als wesentlicher Antioxidans entzündungshemmend. Neben dem positiven Effekt auf Haut (glättet Falten, schützt vor UV-Strahlung), Erinnerungsvermögen oder Wundheilung kann Vitamin E der Entstehung von Arteriosklerose entgegenwirken und dein Immunsystem stärken. Ein Vitamin E Mangel kommt in erster Linie bei Menschen mit einer chronischen Krankheit vor. Auch bei Rheumapatienten ist der Vitamin E – Spiegel oft zu niedrig, so dass ein Vitamin E Mangel als Risikofaktor für das Entstehen von (z.B.) Rheumatoider Arthritis gewertet werden kann. Studien belegen, dass sich eine erhöhte Zufuhr von Vitamin E sogar ähnlich positiv auf entzündliche Erkrankungen auswirken kann, wie die Einnahme von Diclofinac. Vitamin E schützt deine Gelenke vor der weiteren Zerstörung und hemmt gleichzeitig die Bildung von Botenstoffen für Schmerzreize.
Pantothensäure: Neben unterschiedlichen Effekten auf deinen Energiestoffwechsel sowie die Bildung von Hormonen ist Vitamin B5 wesentlicher Bestandteil des Coenzym A, das für Leistungsfähigkeit und Vitalität verantwortlich ist. Insbesondere Rheuma-Patienten haben oft einen Vitamin B5-Mangel und klagen über Gelenksteifigkeit. Pantothensäure kann also dazu beitragen, dass deine Gelenke wieder beweglicher werden und deine Schmerzen zurückgehen.
Vitamin B12: Ist das einzige wasserlösliche Vitamin, für das dein Körper große Depots anlegen kann. B12 wird auch an allen Ecken und Enden gebraucht: Als Enzymbestandteil ist es anzahlreichen Stoffwechselprozessen (insbesondere dem Folatstoffwechel, also der Zellteilung, Blutbildung und Eiweißstoffwechsel) sowie dem Abbau einzelner Fettsäuren beteiligt. Vitamin B12 aktiviert die Folsäure und sorgt für ein gesundes Herz, mehr Leistungsfähigkeit und Konzentration, unterstützt deinen Körper beim Entgiften und ist ein starkes Antioxidans. Als solches hat es auch eine besondere Bedeutung für Rheuma-Patienten: Vitamin B12 steuert als Botenstoff Entzündungsreaktionen in deinem Körper und nimmt direkt und indirekt Einfluss auf die Neutralisation von freien Radikalen und wirkt oxidativem Stress entgegen. Außerdem kann B12 die Entstehung von Entzündungsbotenstoffen hemmen und so Einfluss auf entzündliche Prozesse in deinem Körper nehmen.
Mineralstoffe
Selen: Als Antioxidans und Zentrum des Tripeptids Glutathion bietet Selen nicht nur Schutz vor freien Radikalen und Umwelt- bzw. Strahlenbelastungen, sondern reduziert auch den oxidativen Stress in deinem Körper und wirkt entzündungshemmend. Aufgrund des geschwächten Immunsystems besteht bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen oft ein erhöhter Bedarf an diesem mächtigen Spurenelement. Ein Selenmangel mit Folgen wie Stoffwechselstörungen, erhöhten Blutfettwerten und Infektanfälligkeit kann daher schneller auftreten wie bei gesunden Menschen. Selen kann Gelenkschmerzen und Schwellungen reduzieren, deine Morgensteifigkeit verbessern und Entzündungen reduzieren.
Kupfer: Ist ein richtiger Tausendsassa: An der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt, ist Kupfer auch für die Mobilisierung von Eisen verantwortlich und spielt eine Rolle bei der Energiegewinnung und dem Aufbau deines Bindegewebes. Als Fachkraft für freie Radikale schützt es außerdem deine Zellmembran vor schädlichen Angriffen.
Magnesium: Unterstützt dich in deinem Nervensystem insbesondere bei der Reizübertragung zwischen Bewegung und Muskulatur. Außerdem aktiviert es als Bestandteil von über 300 (!) Enzymen deine Stoffwechselvorgänge wie kein anderer Vitalstoff und liefert dir daher ordentlich Energie. Außerdem erhöht Magnesium die Mineralisationsdichte in deinen Knochen und aktiviert das Vitamin D in deinem Körper. Chronisch-entzündliche Erkrankungen können starken Einfluss auf den Magnesiumspiegel nehmen. Das äußert sich dann unter anderem in einer erhöhten Harnsäure, was auf Dauer zu einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Natürlich versuche ich, so gut es geht, auf weitere Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten und die optimale Nährstoffaufnahme für meinen Körper über meine Ernährung zu steuern. Um einem Mangel und seinen Folgen möglichst früh entgegen zu wirken, lasse ich aber zusätzlich regelmäßig meine Blutwerte untersuchen. Wenn du das nicht sowieso aufgrund von Medikamenteneinnahme machst, kann ich dir nur ans Herz legen, dir mal mit deinem Arzt dein Blutbild genauer anzusehen. Spreche deinen Arzt direkt auf bestimmte Werte an, mach dir vorher Notizen, was du gerne wissen möchtest und nimm ihn bei deiner Reise zu einem unbeschwerteren Leben mit ins Boot. Er kann dir auch von vornherein sagen, ob und wenn ja welche Nahrungsergänzungsmittel bei dir Sinn machen oder ob sie für dich aufgrund von eventuellen Wechselwirkungen mit Medikamenten oder anderen Erkrankungen nicht in Frage kommen.
Ich hoffe, du kannst hier etwas für dich mitnehmen. Bleib gesund, deine